Was sind entzündliche Polyneuropathien?

Als entzündliche Polyneuropathien werden in der Medizin eine Reihe von Erkrankungen des peripheren Nervensystems bezeichnet, die auf Entzündungsreaktionen beruhen. Als Ursache wird eine fehlgeleitete Immunreaktion vermutet, die sich gegen körpereigene Strukturen von Nervenzellen richtet und diese schädigt. Deshalb werden entzündliche Polyneuropathien auch immunvermittelte Polyneuropathien oder Immunneuropathien genannt. In der Folge treten bei den Betroffenen motorische Schwierigkeiten (u. a. Muskelschwächen, Beeinträchtigung der Feinmotorik) und/oder Sensibilitätsstörungen (u. a. Taubheitsgefühle, Kribbeln, Gangunsicherheit) auf. 

Entzündliche Polyneuropathien können akut oder chronisch verlaufen und sind in der Regel gut therapierbar.

  • Akut verlaufende entzündliche Polyneuropathien entwickeln sich häufig infolge einer Infektion und dauern in der Regel nicht länger als  4–6 Wochen. Ein typischer Vertreter ist das Guillain-Barré-Syndrom (GBS).
  • Bei chronischen entzündlichen Polyneuropathien dauert der Krankheitsverlauf länger als 8 Wochen und ist progredient, das heißt, die Erkrankung schreitet weiter voran. Typische Vertreter sind die chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) und die multifokale motorische Neuropathie (MMN).

Was sind die Ursachen von Polyneuropathien?

Zu den Ursachen und Auslösern der entzündlichen Polyneuropathien CIDP, GBS und MMN* (auch Immunneuropathien oder immunvermittelte Polyneuropathien genannt) wird weiterhin geforscht. Als gesichert gilt, dass Bestandteile des körpereigenen Immunsystem die Nervenzellen selbst und/oder die sie umgebenden Myelinscheiden, also deren Schutzschicht, angreifen und schädigen. Bei einem Teil der Patient:innen lassen sich spezifische Autoantikörper nachweisen, doch werden auch weitere Bestandteile des Immunsystems aktiviert und tragen zur Krankheitsentstehung bei.

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Wie werden Polyneuropathien diagnostiziert?

Die Diagnose von entzündlichen Polyneuropathien ist nicht einfach. Symptome wie Muskelschwäche und Gefühlsstörungen können viele verschiedene Ursachen haben und verlangen spezifische Therapien. Deswegen steht am Anfang einer erfolgreichen Behandlung zunächst eine sorgfältige Untersuchung ggfs. mit einer Überweisung zur Spezialistin oder zum Spezialisten.

Um eine korrekte Diagnose stellen zu können, spielen drei Faktoren eine entscheidende Rolle:

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Systematische Befragung der oder des Betroffenen zu den Beschwerden (Anamnese)

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Feststellung der Symptomatik

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Elektrophysiologische Diagnostik

Die elektrophysiologische Diagnostik ist entscheidend, um bei entzündlichen Polyneuropathien das Ausmaß, die Lokalisation und den Verlauf von Nervenschädigungen bestimmen zu können. Dabei dient die Messung der elektrischen Leitfähigkeit von Nerven auch der spezifischen Unterscheidung zwischen den entzündlichen Polyneuropathien CIDP, GBS und MMN.

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Welche Behandlung steht bei Polyneuropathien zur Verfügung?

Immunneuropathien oder entzündliche Polyneuropathien wie CIDP, GBS und MMN sind in der Regel gut behandelbar. Es gibt aber nicht die eine richtige Therapie; deswegen ist die ausführliche Untersuchung notwendig, auf deren Basis Sie zusammen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt die für Sie beste Therapie auswählen.

Für die Behandlung der entzündlichen Polyneuropathien kommen infrage:

  • Kortikosteroide oder Kortison, die die fortlaufende Entzündung hemmen
  • Immunglobuline, die als Infusion gegeben werden und ebenfalls der Entzündung entgegenwirken
  • Plasmapherese, bei der schädliche Komponenten des Immunsystems herausgefiltert werden
  • Wenn diese Behandlungen nicht wirksam sind, stehen weitere Optionen zur Verfügung
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* CIDP: chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie; GBS: Guillain-Barré-Syndrom; MMN: multifokale motorische Neuropathie.

C-APROM/DE/IG/0038